Nächtliche Enuresis

ENU—WIE BITTE?'
Unter Enuresis versteht man das Bettnässen bzw. das Einnässen im Schlaf nach Vollendung des 5. Lebensjahres, d.h. in einem Alter, in dem der psychische und physiologische Reifungsgrad bei über 9 von 10 Kindern die Kontrolle über die Blase möglich macht.

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Es gibt zwei Formen des Bettnässens

Die häufigste Form des Bettnässens ist die primäre Enuresis. Dieser medizinische Fachausdruck wird für Kinder verwendet, die nachts noch nie oder nicht länger als 6 Monate trocken waren. Dies hat häufig mit der körperlichen Reifung zu tun, denn diese Kinder haben oft noch nicht gelernt, im Schlaf die volle Blase als solche wahrzunehmen.

Eine sekundäre Enuresis liegt dann vor, wenn ein Kind mindestens ein halbes Jahr lang trocken war und plötzlich nachts wieder einnässt. Sie kann durch emotionale Faktoren wie schulische Veränderungen oder familiäre Probleme ausgelöst werden.

Enuresis = eine behandlungsbedürftige Erkrankung

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) klassifiziert das Bettnässen, also die Enuresis, ab dem vollendeten 5. Lebensjahr als behandlungsbedürftige Erkrankung. Diese Einordnung der Enuresis als kindliche Erkrankung ist ein wichtiger Schritt in Richtung Aufklärung und Behandlung statt Tabuisierung und Ignoranz.

'Nach Asthma die zweithäufigste chronische Erkrankung im Kindesalter'

Bettnässen ist häufiger als Sie vielleicht glauben. Etwa 10 % aller 7-jährigen nässen nachts noch regelmäßig ein. In Österreich sind etwa 98.000 Kinder im Alter zwischen 5 und 10 Jahren betroffen (zuzüglich einer wahrscheinlich hohen Dunkelziffer).

Wer ist vom Bettnässen betroffen?

"Etwa jedes fünfte Kind im Vorschulalter wacht morgens in einem nassen Bett auf. 10 bis 15% aller Kinder zwischen sechs und zehn und noch 2% aller 15-jährigen nässen nachts regelmäßig ein. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen. Anders gesagt bedeutet das: In Deutschland sind etwa 640.000 Kinder betroffen. Bis zum 5. Geburtstag ist ein nasses Bett hin und wieder völlig normal. Danach sollte Rat bei einem Spezialisten gesucht werden.

Welche Ursachen hat die Enuresis?

Zwar ist jedes einzelne Kind anders, doch einige häufige Ursachen für das Bettnässen sollten Sie kennen:

Neurologische Entwicklungsverzögerung:

Während das kindliche Nervensystem heranreift, signalisiert die Blase dem Gehirn noch nicht, dass das Kind aufwachen und auf die Toilette gehen sollte.

Vererbung:

Wenn beide Elternteile Bettnässer waren, beträgt die genetisch bedingte Wahrscheinlichkeit 77%, dass ihr Kind ebenfalls einnässen wird. Bei nur einem bettnässenden Elternteil besteht eine Wahrscheinlichkeit von 43%, wenn beide Eltern nicht bettnässten, beträgt die Wahrscheinlichkeit 15%.

Mangel an antidiuretischem Hormon (ADH):

ADH ist ein Hormon, das die Urinproduktion reduziert, während wir schlafen. Einige Kinder produzieren dieses Hormon nicht in ausreichender Menge, was dazu führt, dass in der Nacht die Urinproduktion nicht gesenkt wird.

Geringe Blasenkapazität:

Eine nicht ausgereifte Blase trägt häufig dazu bei, dass man nachts die anfallenden Urinmengen nicht speichern kann.

Verstopfung:

Der vergrößerte Darm drückt auf die Blase und kann Bettnässen verursachen.

Blaseninfektion:

Wenn das Wasserlassen Ihrem Kind Schmerzen verursacht oder es häufiger Wasser lassen muss als normal, sprechen Sie bitte mit Ihrem Kinderarzt.

WIE GEHT MAN MIT EINER ENURESIS UM?

Gespräche:

Besprechen Sie das Problem mit Ihrem Kind, aber ohne Vorwürfe. Das Kind macht nicht absichtlich ins Bett, es kann nichts dafür! Vermitteln Sie Ihrem Kind täglich, dass Sie das Bettnässen mit Sicherheit gemeinsam in den Griff bekommen werden."

Information:

Helfen Sie Ihrem Kind, falls es alt genug ist, im Internet das Thema Bettnässen und seine Ursachen zu finden. Wissen stärkt das Selbstvertrauen des Kindes und erleichtert den Umgang mit dem Problem. Der Verein ""Initiative Trockene Nacht e.V."" bietet viele hilfreiche Informationen rund um das Thema: www.initiative-trockene-nacht.de"

Kein Druck!

Setzen Sie Ihr Kind nicht unter Druck und bestrafen Sie es nicht! Achten Sie auch darauf, dass das Kind innerhalb der Familie oder des Freundeskreises nicht gehänselt wird."

Vergewissern Sie sich, dass Ihr Kind nicht unter Verstopfung leidet.

Trinkverhalten:

Ermutigen Sie Ihr Kind, den ganzen Tag über ausreichend - am besten keine zuckerhaltigen Getränke - zu trinken (ein durchschnittlicher Tagesbedarf sind ca. 50ml pro kg Körpergewicht). So wird die Blase trainiert, mehr Urin zu halten. Das Kind sollte vornehmlich bis zum Nachmittag ausreichend trinken. Ist das Kind jedoch durstig, lassen Sie es trinken."

Belohnung:

Loben Sie Ihr Kind für Verhaltensweisen, die beim Bettnässen abhelfen können - z. B. unaufgefordert auf die Toilette zu gehen und während des Tages ausreichend zu trinken."

Wenn das Thema Bettnässen Sie oder Ihr Kind bedrückt oder wenn Ihr Kind tagsüber einnässt, sprechen Sie mit Ihrem Arzt und lassen Sie sich beraten.